Imogen spricht über Eltern und Unschooling – Deutscher Text

Eltern und Unschooling

Nun habe ich das Video mit Imogens Rede über Eltern und Unschooling in kleinen Schritten nochmals zugehört und den Inhalt schriftlich auf Deutsch verfasst.

Viel Vergnügen beim Durchlesen!
Es wäre auch noch interessant, eure Meinungen dazu zu erfahren… (siehe Kommentar-Möglichkeit unten)!

Great thanks to Sue and Imgoen for responding to my question!

Imogen spricht über Eltern und Unschooling

Hier ist das Video auf Englisch

Bernice Zieba, Jan Zieba, Unschooling, Parents, Video, German Text, Deutscher Text

„Nach meinem letzten Video, in dem ich über Unschooling und Universität spreche, wurde mir folgende Frage gestellt: ‘Was haben deine Eltern dazu beigetragen, dass Unschooling für dich eine positive Erfahrung wurde?’

Sich einlassen

Ein Vorurteil von Aussenstehenden besteht darin, dass Unschooling-Kinder machen dürfen, was sie wollen und die Eltern keine Ahnung davon haben, was ihre Kinder lernen.
Die Realität ist aber ganz anders. Beim Unschooling entscheiden die Kinder zwar, was sie lernen wollen, aber die Eltern müssen involviert sein. Ein Beispiel: meine Mutter hat sich immer darum bemüht, für uns Lernstoff zu finden oder sie gab uns Ideen, in Bereichen, die uns interessierten.

Ein Beispiel sein

Eines vom Wichtigsten, finde ich, ist, dass die Eltern das Beispiel den Kindern vorleben. Kinder lernen besser, wenn sie ein Beispiel haben, dem sie folgen können. Meine Mutter lernte immer irgend etwas und wir als ihre Kinder ahmten ihr nach.
Viele Kinder betrachten das Lernen als etwas was nur in der Schule abläuft. Etwas was man erledigen muss, bevor man mit den interessantenDingen beginnen kann. Aber in Wirklichkeit ist Lernen etwas für das Leben. Man hört nicht mit Lernen auf, wenn die Schule aus ist. Was auch immer du im Leben machst, du lernst.
Wenn Kinder ihre Eltern lernen sehen, dann verstehen sie, dass Lernen nicht nur etwas ist, was man in der Schule macht, sondern, dass man für den Rest des Lebens lernt.
Eltern sollten nicht nur ein Beispiel vorleben, sie sollten auch enthusiastisch dabei sein. Denn Enthusiasmus ist ansteckend! Wenn Mum über etwas begeistert ist, werden wir davon mitgerissen und werden ebenfalls begeistert.

Leidenschaften miteinander teilen

Wenn die Eltern sichtbar lernen, können sie ihre Kinder an deren Leidenschaften teilhaben. Meine Mutter hat schon einige Leidenschaften mit uns geteilt. Ein Beispiel ist ihre Liebe zu Shakespeare. Sie hat uns dazu gebracht, Aufführungen zu sehen. Wir teilen diese Leidenschaft, lesen die Stücke, diskutieren zusammen darüber… Shakespeare ist eines unserer Lieblingsthemen.
Ein anderes Beispiel ist ihre Vorliebe für das Schreiben. Wir sind eine Autoren-Familie. Ich habe mit Schreiben begonnen, weil ich das Beispiel meiner Mutter gefolgt bin. Wir alle schreiben Romane und bloggen. Da wir unsere Leidenschaften miteinander teilen, sind wir auch fähig, Ressourcen untereinander auszutauschen. Gemeinsam mit dem Lernen bewirkt das eine sehr positive Erfahrung…
Da wir gemeinsam lernen, fühlen wir uns nicht isoliert. Immer ist jemand da, der versteht, was wir machen, wie sehr wir dieses oder jenes lieben und wie viel es uns bedeutet. Leidenschaften zu teilen ist also etwas, was Unschooling zu einer sehr positiven Erfahrung gemacht hat.
Eine andere Leidenschaft, die wir als Familie pflegen, ist die Musik. Mein Vater ist musikalisch. Wir alle teilen seine Liebe zur Musik, nehmen seit Jahren in Chören teil und machen selber Musik. Mein Bruder und ich singen den (…?) in unserer Pfarrei. Wir nehmen Gesangsunterricht… und da wir alle diese Liebe zu Musik haben, können wir auch einander helfen…
Selbst wenn Mum selber nicht musiziert, nimmt sie auch daran teil, in dem sie sich über unsere Musik freut und diese wertschätzt.
Leidenschaften teilen hat auch viel mit Vertrauen zu tun. Nehmen wir das Beispiel vom Schreiben. Schreiben ist etwas sehr Persönliches. Wenn wir schreiben, kommt viel von unserer Person zum Ausdruck. D. h. wenn andere Leute lesen, was wir schreiben, lassen wir sie zugleich an einem wichtigen und persönlichen Teil unseres Selbst teilhaben. Es ist also ein vertrauensvoller Akt, Leidenschaften miteinander zu teilen.
Wenn wir diese Leidenschaften in der Familie miteinander teilen, stehen wir uns alle einander näher.

Vertrauen und Respekt

Eine andere Sache, die bewirkt hat, dass Unschooling zu einer positiven Erfahrung wurde, ist die Tatsache, dass mir meine beide Eltern vertrauen. Ich glaube, dass Unschooling-Eltern oder überhaupt alle Eltern ihren Kindern vertrauen sollten. Sie sollten ihnen auf viele verschiedene Weisen vertrauen. Kinder sind fähig von selbst zu lernen. Sie brauchen niemanden, der über sie steht und sie zum Lernen zwingt. Eltern sollten darauf vertrauen, dass Kinder den Weg zum Lernen und die Liebe, die es dazu braucht, selber entdecken. Sie sollten darauf vertrauen, dass die Kinder das lernen werden, was sie wissen sollen und was sie für ihre Zukunft brauchen.
Meine Eltern vertrauen mir, dass ich die richtigen Entscheidungen treffen kann. Einige Eltern trauen ihren Kindern nicht zu, dass sie richtige Entscheidungen treffen können, da sie nur Kinder sind. Aber Kinder sind viel kompetenter, als man ihnen zubilligt.
Wenn sie ein gutes Beispiel haben, dem sie folgen können, werden sie erkennen, was richtig und falsch ist und welche Entscheidungen sie treffen sollen. Natürlich macht man dabei auch Fehler. Niemand macht alles beim ersten Mal richtig. Wenn ich ein neues Stück auf dem Klavier erlerne, mache ich eine Menge Fehler. Es gehört zum Lernen dazu, wir lernen von den Fehlern…
Wenn wir Fehler machen, nimmt uns Mum zur Seite, um mit uns zu reden. Aber nicht wie ein Erwachsener zu einem Kind, sondern von Person zu Person. Sie respektiert uns und weist uns sanft darauf hin, wo wir gefehlt haben. Sie bewirkt nicht, dass wir uns schrecklich fühlen, da wir einen Fehler begangen haben, sondern sie zeigt uns einfach, was wir falsch gemacht haben und wie wir es nächstes Mal besser machen könnten.
Eltern sollten ihren Kindern ein Beispiel sein, indem sie vorleben. So werden die Kinder dann wissen, wie sie sich in gewissen Situationen selber verhalten sollen.
Eltern sollten sich aber auch zurückhalten können, wann es angebracht ist und den Kindern vertrauen, dass sie die richtigen Entscheidungen treffen können.

Jede Form von Lernen wertschätzen

Meine Eltern haben ebenfalls dazu beigetragen, dass Unschooling eine positive Erfahrung wurde, weil sie wertschätzen, was wir lernen. Einige Leute sehen nicht überall einen Wert beim Lernen. Meine Schwester Charlotte ist sehr künstlerisch begabt, aber es gibt Leute, die darin keinen Wert oder nichts Praktisches erkennen können. Die Kunst ist eine ihrer Leidenschaften, sie war darin schon immer beherzigt. Jedes Lernen ist wertvoll. Man lernt bei jeder Sache etwas.
Ein Bereich, den viele unterschätzen, ist der Computer und Computerspiele. Computerspiele kann man als eine Zeitverschwendung betrachten. Am Computer erlernt man jedoch wichtige Fähigkeiten. Probleme zu lösen, Computersprache, kritisches Denken usw. sind Eigenschaften, die doch am Computer gefördert werden…
Manche Eltern verordnen zeitliche Einschränkungen, da sie befürchten ihre Kinder könnten süchtig werden oder zu viel Zeit am Computer verbringen. In unserer Familie gibt es diese Beschränkungen und Regelungen nicht.
Der Computer dient uns einfach als Werkzeug. Wir spielen nicht nur Computerspiele, wir schreiben, bloggen, erforschen, lernen… Computer sind ein Teil des Lebens. Wir betrachten den Computer nicht als etwas Aussergewöhnliches, wir benutzen ihn einfach. Abgesehen davon, kommen wir auch gar nicht dazu, viel Zeit am Computer zu verbringen. Wir haben so viele andere Interessen: wir musizieren, rennen gehen und vieles andere mehr.
Da wir mit so viel andrem beschäftigt sind, ist es gar nicht notwendig, die Nutzung des Computers zu beschränken. Mum hat sich darüber nie Sorgen machen müssen.

Eine Atmosphäre der Freude fördern

Eines vom Wichtigsten: Die Eltern sollen zum Ausdruck bringen, dass sie Freude an ihren Kindern haben, dass sie gerne mit ihnen zusammen sind und gerne mit ihnen zusammen lernen. Es gibt nichts Schlimmeres, als dass Eltern dem Kind das Gefühl geben, dass es ungewollt oder eine Bürde ist und in das Leben der Eltern eindringt.
Unschooling ist nicht nur eine Form von Unterricht, es ist eine Lebenseinstellung!
Es ist nicht nötig, sich Sorgen wegen der Zukunft ihrer Kinder zu machen, sonst werden diese sich auch sorgen. Eltern sollten ihren Kindern vertrauen und an ihre Fähigkeiten glauben. Dann werden die Kinder Selbstvertrauen aufbauen können.
In einer Unschooling-Familie sollte Daheim eine Atmosphäre der Freude herrschen. Freude am Leben, am Unschooling, am Lernen… und einfach Freude am Zusammensein.
Diese Atmosphäre ist eines vom Wichtigsten für eine positive Unschooling-Erfahrung.

Ein Leben im Glauben teilen

Grundlage von allem, denke ich, ist der Glaube. Den Glauben teilen über den Glauben reden, zusammen beten, zusammen diskutieren und den Glauben leben. Der Glaube ist das Wichtigste in meiner Unschooling-Erfahrung – einen gemeinsamen und gelebten Glauben.“
(Imogen, 18 jährig)

Comments

  1. Bernice,

    What a lot of work you did listening to and then translating Imogen’s interview. Thank you for taking the time to do this! You did a great job. I am in awe of your language skills. God bless!

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