Unser Glaube ist ein Glaube der Nähe

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Wenn Jesus heilte und segnete, berührte er die Menschen. Heute segnet der Priester, indem er den Kopf berührt oder geweihtes Wasser besprengt. Das geschieht, weil Gott unsere Nähe sucht. Er ist ein Gott der Nähe.

Wenn Braut und Bräutigam heiraten, stehen sie einander nahe, ziehen einander die Ringe an und halten einander vertraut die Hände. Trauen hat mit Vertrauen und Anvertrauen zu tun. Das wiederum geschieht aus und wegen der Nähe.

Im Beichtstuhl bekennt der Mensch seine Sünden vor Gott. Das geschieht in einem vertrauensvollen Austausch zwischen dem Beichtenden und dem Priester. Der Priester erteilt dem Beichtendem die Absolution und vergibt so, durch die Autorität Christi, alle Sünden. Es ist ein vertrauensvoller Akt aus einer Nähe, bei der man sich flüsternd unterhalten kann.

Bei der Taufe und der Firmung, der Priesterweihe und der letzten Salbung sucht Gott unsere Nähe. In allen sieben Sakramenten berührt er uns physisch und geistig.

Die Kirche ist reich an Traditionen bei denen wir berühren: Wir schlagen ein Kreuzzeichen mit Weihwasser, wir streuen Blumenblätter an Fronleichnam, beten mit einem Rosenkranz, berühren Statuen von Heiligen und Reliquien als Zeichen der Verehrung der Freunde Gottes, und wir küssen das Kruzifix, das uns daran erinnert, dass Christus für uns gestorben ist. Und auch das: Maria, Maria Magdalena und Johannes haben nahe beieinander bis zuletzt unter dem Kreuz verharrt, als Jesus starb.

Wir suchen immer die Nähe Gottes – bewusst oder intuitiv – vor allem im Leid. In der Bibel wird die Frau, welche unter Bluttfluss leidet, augenblicklich geheilt, als sie das Gewand Jesu berührt. Jesus wiederum spürt währendem wie eine Kraft von ihm ausgeht.

In der Eucharistie kommt Christus uns so nahe, dass er in uns und wir in ihm sind. Jesus übergibt sich uns in der Eucharistie – der Priester überreicht uns die Hostie mit durch heiligendem Gebet gereinigten Händen. Es sind nicht mehr seine, sondern die Hände Christi. Der Priester handelt in der hl. Messe anstelle von Jesus. Wenn er uns Jesus in der Hostie überreicht, dann aus der Nähe, weil er Jesus imitiert, der selbst seinen Aposteln seinen Leib in Form des Brotes gegeben hat.

Die Kirche ist der mystische Leib Christi. Die Menschen, die an der heiligen Messe teilnehmen, sind in dem mystischen Leib miteinander verbunden. Wir sind einander nahe, da wir zusammen gehören – wir sind eine Familie, ein Leib. Das kommt zum Ausdruck, wenn wir nahe aneinander in der Kirchenbank sitzen, zusammen beten und feiern, oder zusammen anstehen, um unseren Herrn in der Eucharistie zu empfangen.

Unser Glaube ist ein Glaube der Nähe, weil Gott unsere Nähe sucht – immer und überall. Er ist kein Gott, der zwei Meter Distanz hält. Kein Gott, der mit einer Zange oder sonst einem technischen Hilfsmittel sich uns schenkt. Er berührt die Kranken und Gesunden, segnet Freunde und Feinde und trägt dabei weder Maske noch Handschuhe und desinfiziert seine Hände nicht.

Hören wir auf, so tun, als wäre das Virus stärker als Gott. Wir stellen Gott dabei nicht auf die Probe, denn wenn wir uns genügend informieren, merken wir, dass dieses Virus nicht gefährlicher ist, als andere Grippeviren. Das Leben ist nie risikofrei. Es gibt keine Garantie für hundertprozentige Gesundheit oder eine Lossprechung vom Sterben.

Fulton Sheen, ein heiligmässiger Bischof aus Amerika, sagte in seinem Buch Your Life is Worth Living:”Das Schlimmste, was einem Christen passieren kann, ist nicht der Tod. Die grösste Tragödie ist, nicht genug geliebt zu haben.”

Wir dürfen unsere Nähe zu Gott und den Mitmenschen in der Kirche nicht einem falschen Glauben opfern. Distanz ist nicht christlich. Distanz ist mangelndes Vertrauen! Wenn wir uns wegen des Virus von den Sakramenten distanzieren, dann verhöhnen wir Gott. Hören wir damit auf. Unser Gott ist ein Gott der Nähe.